Gastbeitrag Südwestpresse (Neckarchronik): Elektromobilität ist nicht alles

Gastbeitrag Südwestpresse (Neckarchronik): Elektromobilität ist nicht alles

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Die deutsche Automobilindustrie steht für 4 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes und für über eine Million Arbeitsplätze. Gerade in Baden-Württemberg sind zahlreiche Arbeitsplätze direkt oder indirekt von ihr abhängig. Doch sie ist in der Krise. Corona-Pandemie, globalen Rückgang der Nachfrage bei gleichzeitigen Überkapazitäten in der Produktion und zu allem Überfluss noch eine CO2 -Regulierung, die nicht auf das Einsparen von CO2 sondern auf die Abkehr vom Verbrennungsmotor ausgerichtet ist. CO2-Reduktion beim Verbrenner wird behindert oder wie im Fall des CARE-Diesel von Bosch gar vom Umweltbundesamt verboten. Es gilt die Maxime der einseitigen Fokussierung auf die batteriegetriebene Elektromobilität.

Und das, obwohl Fraunhofer-Institut und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit unabhängig voneinander vorrechnen, dass die teilweise Umstellung auf die Produktion von Elektroautos netto mindestens 100000 Arbeitsplätze kosten wird – die IG Metall warnt gar, dass die Jobs von 450000 Arbeitnehmern akut gefährdet sind. Die Entwicklung vom „analogen“ zum „digitalen“ Automobil stellt die Hersteller zusätzlich vor große Herausforderungen, zumal noch immer die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland fehlen, um hier schnell zu Marktreife und Umsetzung zu gelangen. Auch die ideologisch motivierte Debatte um Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in einigen Städten sorgt für eine nachhaltige Verunsicherung der Verbraucher hinsichtlich des Erwerbs eines neuen Automobils.

Als wäre das nicht genug, schafft China mit einem neuen Freihandelsvertrag in Asien die größte Freihandelszone der Welt, während die CDU-geführte Bundesregierung sich wegen faktenfremder Kritik von links und rechts nicht einmal traut, den Freihandelsvertrag mit Kanada CETA zu ratifizieren oder zumindest mit dem zukünftigen US- Präsidenten einen neuen Anlauf für Freihandel mit den Amerikanern zu nehmen. Auch dieses Versagen ist für die exportabhängige deutsche Automobilindustrie dramatisch.

Meine Sorge gilt dabei weniger den Autokonzernen und ihren asiatischen und arabischen Investoren, sondern den Mitarbeitern und vor allen Dingen, den mittelständischen Zuliefererbetriebe.

In einer solchen Situation kündigt die CDU-geführte EU-Kommission neue Grenzwertverschärfungen an, die dem Verbrennungsmotor endgültig den Garaus machen soll, während die CDU-geführte Bundesregierung die Prämien für den Kauf von Elektroautos verlängert. Ein Subventionsgrab auf Steuerzahlerkosten und die Zerstörung der deutschen Automobilindustrie. Ob wir den Anschluss an China und die USA bei den Elektroautos je schaffen? Unklar. Während wir die Technologieführerschaft beim Verbrenner politisch getrieben abgeben, wirbt China allerdings unsere Ingenieure ab, um selbst bei Verbrennern, E-Fuels und der Wasserstoff-Brennstoffzelle einzusteigen.

Eine Umkehr wäre dringend geboten: Hin zu Technologieoffenheit für synthetische, klimaneutrale Kraftstoffe, mit denen die Milliarde Verbrennungsmotoren weltweit klimaneutral gemacht werden können. Ökologie und Ökonomie dürfen keine Gegensätze sein!