Interview RBB-Inforadio: Ich bin dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen

Interview RBB-Inforadio: Ich bin dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen

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Frage: Nun haben wir also das Jahr 2018, in dem Sinn und Unsinn der Zeitumstellung einmal mehr diskutiert wird. Heute endet die Umfrage der EU-Kommission und darüber sprechen wir mit Michael Theurer, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender im Bundestag und ein Fan der Sommerzeit. Haben Sie denn schon eine Ahnung, wie das Ergebnis dieser Umfrage ausfallen könnte?

Theurer: Nein, aber die Resonanz ist sehr, sehr groß. In den ersten 24 Stunden über eine halbe Million, jetzt offensichtlich deutlich über eine Million Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa, die sich praktisch melden und an der Befragung teilnehmen. Ich hoffe natürlich, dass mein Anliegen, das ich schon im Europäischen Parlament vertreten habe und jetzt als stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, nämlich die Zeitumstellung abzuschaffen, dass es da eine deutliche Mehrheit bekommt. Umfragen in Deutschland zeigen ja, dass über 70 Prozent der befragten Deutschen sagen, die Zeitumstellung soll abgeschafft werden. Viele Menschen haben gesundheitliche Probleme damit, die meisten Menschen sind aber mit dieser unnötigen bürokratischen Auflage einfach nur genervt. Und heute Morgen hat mir ein Bürger geschrieben, der mich im Radio gehört hat: “Ich kann Ihre Argumente aus persönlicher Erfahrung mit meinen Kindern und Haustieren nur unterstützen, bitte bleiben Sie an dem Thema dran. Es würde das Leben vieler Menschen erleichtern, wenn die Umstellung wegfiele.“ Und das ist für mich Ermutigung, weiter für die Abschaffung der Zeitumstellung zu kämpfen.

Frage: Stimmt das eigentlich, dass es zu mehr Unfällen, zum Beispiel auch mit Wildtieren, nach den Zeitumstellungen kommt, weil sich die Tiere natürlich nicht daran halten?

Theurer: Ja, es gibt Hinweise darauf, dass es mehr Unfälle gibt. Vor allen Dingen aber haben einige Menschen – etwa ein Viertel der Menschen – gesundheitliche Probleme, vor allem kleine Kinder sind davon betroffen, aber natürlich auch Erwachsene. Und wenn es dann zum Herzinfarkt kommt oder zu einem Suizid, dann ist das natürlich absolut dramatisch. Deshalb halten wir es für dringend erforderlich, dass genau die Probleme, die mit der Zeitumstellung bestehen, genau untersucht werden. Wir glauben, dass es genügend Hinweise auch von Wissenschaftlern gibt, dass die Zeitumstellung nachteilig ist. Und deshalb wollen wir, dass sie abgeschafft wird.

Frage: Nun sind Sie ja dafür, dass die Sommerzeit erhalten bleibt, und da gibt es auch Wissenschaftler und Experten, die warnen und sagen: Die Menschen gehen dann zu spät ins Bett, weil es so lange hell ist. Sie schlafen zu wenig und dieser Schlafmangel führt dann dazu, dass man weniger soziale Kompetenz hat. Das Immunsystem funktioniert nicht mehr richtig und sogar das Gedächtnis kann weniger speichern. Was sagen Sie dazu?

Theurer: Also, ich bin vor allen Dingen dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen. Es gibt ja in Europa, je nachdem, ob man im Norden Deutschlands ist oder eben dann in Skandinavien eine ganz andere Sonnenscheinzeit, im Sommer und im Winter. Also, die Idealzeit in Europa gibt es nicht. Im Übrigen: Durch die Zeitumstellung scheint die Sonne auch nicht länger, sondern wir nutzen sie nur anders. Das heißt, wenn wir die Zeitumstellung wegfallen lassen würde, dann hätte man zwar die Sonnenstunde am Abend nicht mehr, aber man hätte sie am Morgen. Also vor dem Hintergrund: Mir ist es entscheidend wichtig und der FDP-Bundestagsfraktion, dass die Zeitumstellung wegfällt. Dann gibt es natürlich sofort die Diskussion: Ist dann die Winterzeit die Normalzeit oder die Sommerzeit die Normalzeit? Ich persönlich wäre da jetzt eher für die Sommerzeit. Aber die entscheidende Frage ist: Zweimal im Jahr die Uhr umzustellen, zweimal im Jahr den Schlafrhythmus zu verändern, zweimal im Jahr sich darauf einzustellen – das ist nachteilig, es ist ein Aufwand, aber vor allen Dingen eben für Menschen, die da sensibel sind, mit gesundheitlichen Problemen verbunden. Und diese gesundheitlichen Probleme, die können wir uns ja ersparen.