Vizepräsident der EU-Kommission Olli Rehn zu Gast bei Michael Theurer

Vizepräsident der EU-Kommission Olli Rehn zu Gast bei Michael Theurer

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Auf Einladung von Michael Theurer kam am 17. März der Kommissar für Wirtschaft und Währung und Vizepräsident der Europäischen Kommission, Olli Rehn, nach Stuttgart. Nach einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten gab Rehn einen exklusiven Bericht über „die Zukunft des Euro“ im Beisein der Geschäftsführung der IHK Baden-Württemberg. Rehn vertrat die Position, dass Europa in der Eurokrise sowohl gesellschaftliche und zwischenstaatliche Spannungen erdulden musste, dass die Mitgliedstaaten auf der anderen Seite allerdings durch die Krise näher zusammengerückt seien und die Zusammenarbeit verstärkt hätten. Er konstatierte, „the eurocrisis is over“ mit der Maßregel, dass dies nur so bliebe, wenn Strukturreformen innerhalb und außerhalb der Eurozone weiter konsequent fortgesetzt würden. Die Stärke des Euro liege in drei Faktoren: Erstens in der verstärkten Glaubwürdigkeit der Mitgliedstaaten aufgrund der durchgeführten Sparmaßnahmen, zweitens, im entschiedenen Eingreifen der EZB und drittens, in verstärkter und umfassender wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf EU-Ebene.

Bei der Frage zur Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa forderte Rehn die Mitgliedstaaten auf, alles ihnen Mögliche zu unternehmen, um den jungen Menschen Perspektiven aufzuzeigen. Die EU, so Rehn, würde dabei die Koordinierung der Maßnahmen vornehmen.

Rehn lobte auch das deutsche duale Ausbildungssystem, an dem viele weitere Mitgliedstaaten großes Interesse zeigten. Ein weiterer Punkt, der im Mittelpunkt des Interesses lag, war die aktuelle Situation auf der Krim, das Verhalten Russlands und die Reaktion der EU. Aus Sicht der exportstarken baden-württembergischen Wirtschaft besteht die berechtigte Sorge der Planungssicherheit und Auswirkungen von Sanktionen, die sowohl von Europa als auch von Russland ausgehen könnten. Rehn betonte, dass umfassende Wirtschaftssanktionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht auf der Tagesordnung stünden, sondern dass es sich zunächst um gezielte Maßnahmen gegen bestimmte an der Krim-Besetzung beteiligter Personen handle. Es sei unmöglich, gegenwärtig die Konsequenzen der Krim-Krise abzusehen.

Mittags stand der Besuch der Firma Eberspächer in Esslingen und ein Gespräch mit Mitgliedern der Geschäftsführung von Südwestmetall an. Begrüßt wurden Michael Theurer und Olli Rehn durch Martin Peters, CFO der Unternehmensgruppe Eberspächer und Vorstandsmitglied von Südwestmetall. Auch hier äußerte sich Olli Rehn zur Krim-Krise, möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen aber auch zum Erstarken rechts- und linkspopulistischer, antieuropäischer Kräfte in den Mitgliedstaaten der EU. Die Problematik des Fachkräftemangels in Deutschland griff der Kommissar ebenso auf und informierte sich über die Auswirkungen der Krise auf Besetzungschancen von Spezialisten in deutschen Unternehmen.

Nach einer Werk- und Produktvorstellung ging es dann weiter nach Schwäbisch Hall, wo Michael Theurer und Olli Rehn in der Bausparkasse europapolitische Fragen thematisierten. Auch hier war das Interesse an europäischen Antworten zu gegenwärtigen Spannungen zwischen Europa und Russland groß.

Insgesamt war der Besuch von Olli Rehn ein voller Erfolg, auch weil deutlich wurde, dass das Interesse von Seiten der Europäischen Kommission groß ist, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verbändevertreter über aktuelle Entwicklungen zu informieren und die Stimmung und Sorgen dieser Gruppen in unterschiedlichen Mitgliedstaaten an und- aufzunehmen.

(BILD: Kommissar Olli Rehn und Michael Theurer im Gespräch mit Heinrich Baumann COO / Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Eberspächer)